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Drei Monate im Jahr freihaben und trotzdem fast 175.000 Euro verdienen? In Amerika ist das möglich, mit dem richtigen Job: Als Travel Nurse arbeitet man immer dort, wo man gebraucht wird.
Für Aspen Tucker fing alles 2020 an, auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. Zu dem Zeitpunkt arbeitete er als Krankenpfleger in einem Krankenhaus in Spartanburg, South Carolina. Alle zwei Wochen kassierte er seinen Gehaltscheck in Höhe von etwa 2.000 Dollar (etwa 1.900 Euro). Eines Tages sah Tucker jedoch eine Jobanzeige als Travel Nurse (grob übersetzt etwa Reise-Krankenschwester) in Amarillo, Texas, etwa 2.000 Kilometer entfernt. Die Stelle brachte mehr als das Sechsfache seines bisherigen Gehalts ein, pro Woche (etwa 6.200 Euro/Woche). Kurzentschlossen stieg er in den Flieger.
In den USA möglich: Als reisende Pflegekraft Geld verdienen
Gegenüber make it, dem Online-Finanzportal des Nachrichtensenders CNBC, gestand Tucker in einem Interview: „Ich sage es nur ungern, aber ich habe nicht fristgerecht gekündigt. Ich packte meine Sachen, flog nach Texas und sagte meinem damaligen Manager erst Bescheid, als ich in Amarillo ankam.“ Tucker sagte, es sei für ihn eine einmalige Gelegenheit.
Seitdem ist der heute 29-Jährige unterwegs und schließt immer wieder Verträge als Reisekrankenpfleger ab, die zwischen vier und 13 Wochen dauern können. Während dieser Zeit arbeitet er laut make it etwa 48 bis 60 Stunden pro Woche und legt lange Schichten ein, um die Überstundenvergütung zu bekommen.
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Aus Überstunden kann Freizeit werden
Das Ziel hinter all diesem Stress und der Mehrarbeit? Ganz einfach: Freizeit. Aktuell schafft Tucker es, auf diese Weise neun Monate im Jahr zu arbeiten. Den Rest der Zeit verbringt er in seiner Heimatstadt Spartanburg oder im Urlaub. Sein Einkommen im Jahr 2022 laut CNBC make it: 187.000 Dollar (etwa 175.000 Euro).
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Im Interview sagt Tucker, dass er es liebt, im kleinstädtischen Spartanburg bei seiner Familie zu leben und als Travel Nurse fast im Rest von Amerika zu arbeiten: „Der große Vorteil sind die niedrigen Lebenshaltungskosten in South Carolina. Ich kann als Krankenpfleger auf Reisen ein hohes Gehalt beziehen und trotzdem dorthin zurückkehren, wo die Lebenshaltungskosten niedrig sind.“
Nicht für jeden Menschen das richtige Arbeitsmodell
Als Travel Nurse kann man gut verdienen. Doch dafür ist man immer unterwegs und weit weg von Freunden und Familie. Auch das Arbeiten an sich gestaltet sich mitunter als sehr herausfordernd, meint Tucker: „Als festangestellte Krankenschwester hat man vielleicht acht, zehn oder sogar 13 Wochen Zeit, um sich vor Ort einzuarbeiten. Als Travel Nurse hat man meist nur einen Tag.“
Außerdem sind fest Angestellte oft nicht begeistert, dass das Unternehmen für jemanden, der nur so kurz vor Ort ist, so viel mehr bezahlt. „Das führt gelegentlich zu Feindseligkeit“, gesteht Tucker im Interview. Ebenfalls ein Punkt, den es zu bedenken gilt: Die Krankenversicherung gilt nur, wenn er arbeitet. Zwischen den einzelnen Jobs ist er nicht versichert.
Im Netz sind die Leser geteilter Meinung. Die einen sind sich nicht sicher, ob sich der Stress lohnt: „Keine idealen Arbeitsbedingungen. Das Leben ist kurz und so sehr stressig. Er hat vielleicht Monate frei, aber er hat keine Freizeit, wenn er 60 Stunden pro Woche arbeitet!“ Andere wünschen ihm wiederum viel Glück und Erfolg, während eine dritte Gruppe sagt, dass die Zeiten der hohen Verdienste als Travel Nurse vorbei seien: „Das ändert sich nun wieder, da der Pandemie-Bonus weg ist. Gesundheitspersonal konnte während der Pandemie aber wirklich gut verdienen.“
Übrigens: Für die Leiharbeit gelten die Branchenmindestlöhne, die auch über dem gesetzlichen Mindestlohn liegen können.
Wie sieht es in dem Bereich in Deutschland aus?
In Deutschland würde laut ZDF die Gesundheitsbranche ohne Zeitarbeit wohl zusammenbrechen, zumindest ist Stephan Kühn dieser Meinung. Er ist Prokurist des Personaldienstleisters KBS Group und versorgt Krankenhäuser und Einrichtungen mit Fachpersonal: „Wir bringen Fachkräfte dahin, wo sie am dringendsten benötigt werden. Dabei nehmen wir niemandem etwas weg, sondern sorgen für Entlastung.“ Die bessere Work-Life-Balance zählt laut Kühn neben dem besseren Gehalt und der allgemeinen Wertschätzung zu den häufigsten Argumenten für die Zeitarbeit – Aussagen, die auch zu denen von Aspen Tucker passen.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sagt dazu: „Aufgrund des hohen Fachkräftebedarfs blüht der Markt, wenn auch unter anderen Vorzeichen als sonst bei Leiharbeit üblich. Individuell ist mehr als verständlich, dass Pflegekräfte über die Leiharbeit bessere Bedingungen für sich herausholen wollen.“ Immer mehr Pflegekräfte wechseln in die Leiharbeit. Ein Trend, der sich leider negativ auf die Patientenversorgung und den Teamzusammenhalt auswirken kann. Für wen die Zeitarbeit ein passendes Modell ist? Das muss jede Person für sich selbst entscheiden.
Author: Christopher Mendez
Last Updated: 1704029761
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